Auch am letzten Renntag in Portugal gibt es für die Schweiz wieder einiges zu jubeln. In der Elite Mixed-Staffel holt das Schweizer Team Bronze und bestätigt so einmal mehr ihren Ruf als Staffelnation. Die Juniorenstaffel war lange eher im hinteren Teil des Feldes unterwegs, bis der erfolgshungrige Flurin Schnyder ins Rennen starten durfte und eine beeindruckende Aufholjagd hinlegte.
Der Tag startete vergleichsweise kühl, im Schatten der Bäume, die die gepflasterte Zielgerade flankierten und gut in Szene setzten. Heute war es die Elite, die zuerst ins Rennen starten durfte mit Ursina Jäggi auf der Startstrecke. Jäggi fuhr ein eher unauffälliges Rennen, hielt sich stets etwas hinter der Spitze auf und schnappte sich all jene Konkurrentinnen, die einen Fehler machten. Von denen gab es einige, die Jäggi hinter sich lassen konnte, bevor sie selbst zwei ungute Routen wählte und sich somit einigen Rückstand einhandelte, sich jedoch auch dem Risiko, das die schnellere, schwierigere Route barg, entzog. So übergab sie dann auch nicht mehr so früh, wie es lange Zeit aussah, aber dennoch ohne die ganz grossen Zeitverluste auf Rang 10 an Noah Rieder. Rieder setzte das Rennen im gleichen Stil fort, fuhr den Parcours kontrolliert ab und profitierte davon, dass andere Fehler machten. So schaffte er sich bis zur Rennhälfte an den fünften Zwischenrang vor, wo er blieb, bis ans Ende seiner Strecke. Nun lag es an Adrian Jäggi, aus der vielversprechenden Ausgangslage das Maximum herauszuholen. Speziell am heutigen Rennen war, bereits vor dem Start war es den Athlet*innen erlaubt, die GPS-Punkte auf weissem Hintergrund zu verfolgen, was Jäggi auch clever für sich ausnutzte, indem er analysierte, welche Punkte sich schnell bewegten und sich deren Routen einprägte, um bei Rennstart gedanklich auf die Karte zu übertragen. Den ersten Teil des Rennens verbrachte Jäggi dann damit, an die Rennspitze aufzuschliessen, was ihm auch gelang, ohne dass ihm klar war, dass es die Spitze sei. Jäggi kam heute sehr gut mit dem Zeichnungsstil der Karte zurecht und schlängelte sich weitestgehend fehlerfrei durch das verwinkelte Wegnetz. Kurz nach Rennhälfte passierte dann die grosse Überraschung: Wie ein Schwarm Tauben stob die Spitzengruppe innert kürzester Zeit in alle möglichen Richtungen auseinander. Die einzigen, die dabei die korrekte Richtung wählten: der Italiener Rosetto und der Finne Kaksonen, die sich dadurch vom Rest absetzen konnten. Jäggi fing sich aber am schnellsten auf und nahm so kurz darauf gemeinsam mit Kaksonen die Verfolgung von Rosetto auf. Kurz vor der Zuschauerpassage konnte sich Kaksonen allerdings noch einmal etwas Distanz verschaffen, durch die kürzere Gabelung, die er hatte. So stand die Reihenfolge der Zieleinfahrt fest. – Könnte man meinen, denn Rosetto ereilte auf der Schluss-Schlaufe noch das Plattenpech und musste sich dem Finnen deshalb geschlagen geben. Trotz allem Kämpfen reichte es Jäggi aber nicht mehr, den Italiener auch noch zu schnappen. So endet die Schweiz auf dem Bronzeplatz und ist aber auch damit sehr glücklich. Erwartet hat nämlich niemand des Teams eine solch gute Leistung. Ein versöhnlicher Abschluss dieser EM, an der alle Athlet*innen irgendwann auch ins Ziel einfahren mussten.
Beinahe gleichzeitig mit der Zieleinfahrt von Jäggi starteten dann bereits die nächsten Staffeln ins Rennen, nämlich die Juniorenstaffel mit Silas Lützelschwab auf der Startstrecke. Lützelschwab ist zufrieden mit seiner Leistung. Dennoch konnte er erst mit knapp zehn Minuten Rückstand auf die Spitze an Noé Henseler übergeben. Hat Lützelschwab seine Leistung etwa falsch eingeschätzt? Nein! Der Rückstand lässt sich sehr gut erklären mit dem Altersunterschied. Denn Lützelschwab musste mit seinen jungen 15 Jahren gegen Junioren antreten, die ausserhalb von Meisterschaften durchaus auch schon der Elite Feuer unter dem Hintern machten. Insgesamt also eine solide Leistung, mit einem etwas unfairen Nachteil aufgrund seines Alters. Ebenso gut war dann auch die Leistung die der zweite Jugend-Fahrer Henseler auf der zweiten Strecke an den Tag legte. Abgesehen von einer kleinen Unsicherheit am Start des Rennens fuhr er ein fehlerfreies, aber auch einsames Rennen und übergab mit einem Gesamt-Rückstand von knapp 13 Minuten an Schnyder. Schnyder hatte wohl einige Wut und Enttäuschung der vergangenen Tage angestaut, denn was er zeigte, als er endlich auf die Strecke erlöst wurde, war eine Aufholjagd aus dem Lehrbuch. Fokussiert und mit extrem starken Beinen spulte er die Strecke ab, und bekam kaum mit, wieviele Leute er eigentlich überholte. Schnyder kämpfte sich auf den vierten Rang vor und sichert sich und seinem Team damit ein Diplom zum Abschluss der Meisterschaft. Zu einer Bronzemedaille fehlte schlussendlich weniger als eine Minute.
Alle Fotos: Patrick Henseler, restliche Fotos: https://photos.app.goo.gl/HUSMTQUNRLcgmDB26
Das wars mit der Berichterstattung dieser packenden Rennen aus dem sommerlichen Süden. Wir wünschen den Athletinnen und Betreuerinnen ein tolles Bankett, eine Heimreise ohne Zwischenfälle und gute Erholung. Herzliche Gratulation an alle Athletinnen und herzlichen Dank an alle Betreuungspersonen, die den Wettkämperinnen eine solide Basis boten, auf denen sie ihre Leistungen aufbauen konnten. Im internationalen Bike-O gibt es nun eine längere Pause bis Mitte August. Dann werden in der Tschechischen Republik die Weltmeisterschaften ausgetragen. Wer bis dahin erfahren möchte, was in den Trainingslagern und sonst im Kader so passiert, kann auf https://suimtbo.ch/ vorbeischauen, wo das Kader von ihren Erlebnissen berichtet. Für Content, der nicht immer zu ernst genommen werden sollte kann man dem Kader auch auf Instagram folgen: https://instagram.com/suimtbo Vielen Dank für das Verfolgen der Wettkämpfe und bis im August!
Hier geht es zu den heutigen Interviews:
Mixed-Staffel mit Ursina Jäggi, Noah Rieder und Adrian Jäggi: https://youtu.be/e0MYcw2woNY
Junioren-Staffel mit Silas Lützelschwab, Noé Henseler und Flurin Schnyder: https://youtu.be/SGaxzpvYq6o