Vorbereitung auf den Tag X
“Wenn ihr alle ein sauberes Rennen ins Ziel bringt sehe ich Chancen auf ein Diplom” sagte uns unsere Trainerin Christine Schaffner am Samstagabend. Somit war unsere Renntaktik klar. Wir wollten uns alle auf uns konzentrieren und immer sicher sein wo man ist und wo man hinfährt. Wir haben abgemacht dass wir eher defensiv, dafür sicher, fahren. Das heisst zum Beispiel den Gegner lieber ziehen lassen anstatt hinterher fahren und nicht mehr nachkommen mit Kartenlesen und dadurch Fehler zu provozieren. Die Besprechung am Abend vorher war nur ein kleiner Teil der Vorbereitung. Schon Wochen vorher studierten wir Karten und probierten uns das Gelände einzuprägen und uns gewisse Schlüsselstellen zu merken. Nach der Besprechung machten wir uns aufgeregt, evtl teilweise schon nervös und voller Vorfreude ins Bett.
Abfahrt nach “Abrantsch” (Abrantes)
Um 7:00 gabs wie immer superfeines Zmorge mit Brötchen, Käse, Joghurt, Früchten und viel mehr! Um 8:00 bogen wir von der Villa auf die Strasse ein. Nach ca. 3 Minuten Fahrt merkte der Autor dieses Artikels plötzlich dass sein Kartenhalter noch im Zimmer liegt. Unsere Chauffeuse Christine Lüscher-Fogtmann, reagierte blitzschnell und wendete, damit der Tollpatsch das zweitwichtigste Arbeitsgerät im Bike-OL holen konnte. Zum Glück haben wir jeweils für solche Fälle genügend Pufferzeiten eingeplant. Angekommen im Wettkampfzentrum waren wir trotzallem, gemeinsam mit den “Buam und Madln” aus Österreich als erste Nation in der Startquarantäne. Schon auf den ersten Metern im abgesperrten Bereich sahen wir tausende Glasscherben. Wir machten anschliessen Helfer darauf aufmerksam. Diese begannen sofort zu wischen, und waren dann eine Stunde später fertig. Vielen Dank an dieser Stelle den fleissigern Wischern!
Als die Startquarantäne frei von Scherben war haben wir uns den Ablauf und den Übergabeprozess angeschaut. 37 Minuten vor dem Massenstart begann ich mich auf der Rolle einzufahren. Zum Glück war es am Morgen noch nicht allzu heiss. Um 10:00 ging es dann auf den 12 km langen Weg um anschliessend an Noé zu übergeben. Noé hat gesagt er sei parat und fertig mit Einfahren wenn ich gestartet bin. So schnell war ich dann doch nicht als ich 30 Minuten später den Handschlag geben durfte. Noah begann kurz nach meiner Überfahrt auf der Rolle einzufahren und sich auf die Schlussstrecke vorzubereiten.
Die Zielquarantäne war etwas Abseits des Ziels, man sah die Überfahrt und die Ziellinie, aber man konnte den Speaker nicht hören deshalb war es schwierig mitzubekommen wie sich die anderen Teammitglieder schlugen. Dass gleichzeitig noch die Jugendkategorien unterwegs waren machte es nicht übersichtlicher. Somit habe ich auch erst ein paar Minuten nach Noé’s Zieleinfahrt mitbekommen dass wir auf einem Diplomplatz dem 4. Platz waren. Die amtierenden Junioren-Staffelweltmeister aus Dänemark konnten mit einem Vorsprung von 1:42 auf die letzte Strecke und da diese von Morten Joergensen (amtierender Juniorenweltmeister im Massenstart, Mitteldistanz und Langdistanz) in Angriff genommen wurde, war für Noé und mich relativ klar wer gewinnen wird. An uns dachten wir da nicht mal im schönsten Traum.
Die überraschende Wende
Somit blieb uns nichts anderes übrig als zu Warten, wir verpflegten uns und schauten auf die Uhr. Nach ca. 90 Minuten Renndauer sagten wir jetzt wird Morten dann gleich da sein. Doch er kam nicht. Und so war es ein 3er Tram mit Noah, dem Russen und dem Finnen, die als erstes die Arena passierten. Somit hatten wir plötzlich die Chance auf Gold. Ich bin mir ziemlich sicher keiner von den 3 wusste es. Die drei hatten noch die 2-Minütige Schlussschlaufe vor sich. Noé und ich stellten uns in der Zielquarantäne auf die verlängerte Zielline (wir sahen keinen Meter vom Zieleinlauf). Und dann sahen wir Noah als erstes über die Ziellinie sausen, dann kam eine Velolänge nichts und anschliessend überquerte der Russe auch das Ziel. Wir jubelten und konnten es gar nicht glauben. Wir gingen auf die andere Seite der Quarantäne um Noah in Empfang zu nehmen. Doch da waren wir uns plötzlich nicht mehr so sicher ob wir es tatsächlich geschafft haben. Noah blieb “ewigs” am Boden liegen und mache einen etwas entäuschten Eindruck. Wie sich später herausgestellt hat war Noah eigentlich nicht so zufrieden mit seinem Rennen. Er sagte mir “Ich habe im Ziel über den gewonnen Sprint gejubelt. Als ich dann am Boden lag dachte ich mir das war jetzt fast ein bisschen Peinlich nach so einem Rennen zu jubeln”. Ich glaube diese Aussage zeigt am besten dass er keine Ahnung hatte dass er als erster Junior durchs Ziel gefahren ist.
Als er dann endlich aufstand und gemütlich zum Auslesen ging, diskutierte er noch mit einem Helfer und gab ihm den Backup Badge. Noé und ich schauten uns an und dachten, bitte nicht. Als dann das Okey kam vom Auslesen lief Noah immer noch gemütlich und sich nicht bewusst dass es um Gold ging zu uns rüber. Beat war als Fotograf dabei und konnte uns ebenfalls nicht defintiv sagen ob wir gewonnen haben da er sich nicht sicher war ob er jemand verpasst hat. Als uns dann die Dänen gratulierten konnten wir es endlich glauben. Aber eben irgendwie konnten wir es auch nicht glauben. Wir sagten alle devinitiv glauben wir es erst wenn wir dann auf dem Podest stehen werden.
Vorbereitung zur Rückreise
Nachdem wir das spannende Rennen der Elite-Mixed Staffeln verfolgt hatten machten wir uns auf den Weg ins Einkaufszentrum, um uns erstmal zu verpflegen. Natürlich fanden auch einige ungesunde Sachen wie “Güetzi”, Chips und Gummibärchen den Weg in den Einkaufswagen. Es ist ja Saisonpause! Anschliessend fuhren wir mit der passenden Playlist und Lautstärke zurück zu unserer Villa.
Nachdem wir alle unsere Bikes sicher und geschützt in den Bikekoffern verpackt hatten und die Kleider in die Taschen und Koffer geschmissen waren. Machten wir uns auf den Weg zum Bankett das keines war. Über dieses inoffizielle Bankett könnte man locker 2 Artikel auf dieser Plattform veröffentlichen. Es wären sicher nicht weniger unterhaltsame Berichte als die Rennberichte, aber eben…. What happens at the banquet stays at the banquet!