Der zentrale Punkt im Bike-OL ist das schnelle Erkennen von wichtigen Informationen, auf der Karte wie auch im Gelände. Jeder Kartenkontakt und jedes Aufschauen kostet Zeit und ist somit sehr Wertvoll. Um an einem Bike-OL also gut performen zu können, muss man genau wissen was diese zentralen Punkte sind. Wo lohnt es sich nochmals hochzuschauen, wo lohnt es sich nochmals auf die Karte zu schauen und wo muss man generalisieren?
Die Antworten auf diese Fragen sind in jedem Gelände und jedem Wettkampf anders. Das macht die Vorbereitung und die Visualisierung umso wichtiger.
Durch Erfahrungen in ähnlichem Gelände kann man viel ableiten und genau darum sind wir vom 10. bis 20. März nach Portugal in ein Trainingslager.

Zwei Wettkämpfe anfangs Lager und drei Wettkämpfe ende Lager welche als Selektionsläufe galten haben ein grosses Stück Spannung reingebracht, aber im Trainingslager unter der Woche konnten wir genau solche spannende und wichtige Informationen und Erfahrungen sammeln.

Unsere wichtigsten Erkenntnisse:

Posten 14-15. Entscheidest du dich hier für Route blau, Route rot oder Route grün?

Okay Route rot ist die kürzeste. Aber man steigt ja 20hm. Bei Route blau steigt man nur 5hm mehr aber man hat keine spitze Kurve (was ein komplettes Abbremsen bedingt). Route grün sieht gut aus, zwar etwas länger aber man steigt 0hm.
Das Resultat: Route rot ist am schnellsten, Route blau folgt danach, Route grün ist über 50s langsamer.
Doch wieso?
Die grüne Route besteht zu einem grossen Teil an kurz-gestrichelten Wegen. Die Unterscheidung von lang-gestrichelten Wegen zu kurz-gestrichelten Wegen ist hier deutlich grösser als man es von der Schweiz kennt. Vor allem, wenn der Weg an einem Gewässer entlang läuft. Der feuchtere Boden gibt den Pflanzen mehr Möglichkeit zu wuchern, was sie da auch machen. Der komplette Weg unten am Bachbett ist stark überwachsen und auch der Boden ist uneben wegen den vielen Wurzeln. Dies macht diesen Weg sehr langsam im Gegensatz zu den Wegen am Hang und somit die Route deutlich unattraktiver.


Diffuse Tal- und Wegverläufe.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Talverläufe für uns nicht sehr intuitiv sind. In der Schweiz sind wir uns simplere Reliefs gewohnt. Es gibt viele langgezogene Tälchen, welche sich diffus verzweigen (hier in hellblau dargestellt). Das Relief richtig zu lesen ist also das A und O. Auf dem Bike ist der Geschwindigkeitsunterschied zwischen hochfahren und flach bzw. runterfahren deutlich grösser als zum Beispiel beim laufen. Darum müssen Routen richtig eingeschätzt werden können, damit man nicht zu viel Höhe einbaut.
Auch die Wegverläufe (hier in rot) sind oft nicht wie wir sie von der Schweiz kennen. Viele Wege in der Schweiz laufen entlang den Höhenlinien oder auf jeden Fall sind sie etwas daran angepasst. In Portugal meist nicht. Viele Wege welche trügerisch nach relief-folgende Wege aussehen sind in Wahrheit stark steigend oder sinkend. Eine kleine Nase wird meist nicht umfahren sondern es wird einfach hoch und dann wieder hinten runter gefahren. Um diese Höhe in der Routenwahl mit einzubeziehen muss man sich bewusst sein, dass die Wege meist anders als gewohnt verlaufen.

Die beiden Beispiele und noch viele weitere wichtige Erfahrungen konnten wir uns in unserem Trainingslager aneignen. Neben vielen Trainings- und Vorbereitungsminuten konnten wir aber auch sonst eine schöne Zeit erleben welche hier noch mit einigen Bildern abgerundet wird.
Die EM steht vor der Tür, wir fliegen am Samstag (22.04.) ab und sind zuversichtlich, dass wir optimal vorbereitet sind.
Verfolgt die Rennen unter: https://orienteering.sport/event/european-mtb-orienteering-championships-3/info/