Es war eine Woche der Premieren. Die erste U23 WM im Bike-OL fand statt. Alle Kadermitglieder reisten das erste Mal nach Bulgarien, ausser Schaffners, die uns grossartig durch die Woche begleiteten. Die Reise begann am Dienstagmorgen, um 8 Uhr trafen wir uns beim Flughafen in Basel. Unser Flug nach Sofia war um 10:05 geplant, während dem Anstehen beim Check-in munkelte man bereits, der Flug werde 2 Stunden Verspätung haben, aber offiziell war noch nichts. Als wir jedoch dann auf dem Flugradar-App nachschauten, sahen wir, dass unser Flugzeug noch immer in Sofia stand. Also gingen wir durch die Sicherheitskontrolle, wo für einmal nicht unsere CO2-Patronen ein Problem waren. Dieses Mal blieb ein Rucksack inklusive Kartenhalter im Durchleuchtungskasten hängen, was das ganze Förderband blockierte, aber wir hatten ja genug Zeit. Als dass Problem gelöst war und die charmante Dame mir meinen Rucksack zurückgab, freute ich mich sehr über ihr Kompliment: “Bravo Monsieur” ;-). Der Kartenhalter blieb glücklicherweise ganz, und somit mussten wir uns jetzt die Zeit bis zum Abflug «vertörlen». Als wir dann um 12:45 vom Boden abhoben, waren wir (nicht ganz alle) froh endlich in die Hitze von Bulgarien zu reisen. Dort angekommen, warteten unsere Autovermieter bereits vor dem Flughafen. Wir fuhren kurz zu ihrem Büro, erledigten die Papiere und dann fuhr der Konvoi in Richtung Targovishte. Obwohl 2 Autos «äuä» noch kein Konvoi sind. Im Hotel angekommen, assen wir dort noch und gingen nachher ins Bett.

Am nächsten Tag stand der Model Event der Langdistanz auf dem Programm. Wir fuhren durch die Dörfer und es war schon beeindruckend mit wie wenig die Leute dort leben müssen. Das Model Gelände war sehr interessant und komplett neu. Wir waren uns einig, dass es definitiv ein anderes Bike-OL-Fahren ist, als wir uns bisher gewöhnt sind. Das waren unsere wichtigsten Erkenntnisse: Die Abzweigungen sind teilweise extrem undeutlich, d.h. man muss viel mehr auch auf andere Faktoren achten wie zum Beispiel das Relief, Gräben oder Waldränder. Zudem wurde uns bewusst, dass wir ein enormes Distanzgefühl brauchen würden, um nicht zu früh zu verlangsamen und zu zögern, aber auch nicht Vollgas an der Kreuzung vorbeizuheizen. Weiter fiel uns auch auf, dass man die gepunkteten Wege vermeiden sollte, da sie häufig mit hereinhängenden Ästen zugewachsen waren. Auch fahrtechnisch stellten wir uns auf ruppige Verhältnisse ein. Auffallend waren daneben auch noch die vielen Fahrspuren, die teilweise bis zu 40 cm tief waren, was das Kartenlesen teilweise fast unmöglich machte. Wir waren uns einig, dass quer fahren nur in gewissen Teilen überhaupt infrage kommt. Mit diesen Erkenntnissen und Beobachtungen machten wir uns auf den Heimweg zum Hotel, mit einem Zwischenstopp beim wunderbaren Gemüse- und Früchte-Markt.

Am Donnerstag ging es für uns auf die Sprint Model Karte. Wir entschieden uns, am Morgen zu gehen, da es bis zu 37 Grad heiss werden sollte. Für unsere Masters Chrigä & Beat gings schon los mit dem Massenstartrennen, wo es einen Weltmeistertitel (Chrigä) und Bronze (Beat) zu feiern gab. Der Model Event war in einem kleinen Dorf, wo es eigentlich nur eine geteerte Strasse gab, doch sogar die hatte Löcher drin. Wir waren als erste Nation dort; somit übernahmen wir die Aufgabe alle Hunde aufzuscheuchen, Strassenhunde und die Wachhunde in den Gärten der Leute. Obwohl man sagen muss, den Strassenhunden waren wir ziemlich egal, sie dösten am Strassenrand, während wir vorbeifuhren. Dafür wurden die Wachhunde ihrer Aufgabe gerecht, praktisch hinter jedem Zaun hörte man es bellen. Bei einem Garten war das Tor offen, was einigen von uns den Puls für eine Zeit etwas höherschlagen liess. Und auch das Tempo wurde zeitweilig erhöht. Ich persönlich habe mir fürs Sprintrennen vorgenommen nicht gross rechts und links zu schauen. Da entweder Plastikmüll, Hunde, Pferde, Esel oder auch mal Scherben am Strassenrand waren. Obwohl die Scherben mehrheitlich auf den ganzen Wegen verteilt waren, Sprich Tubeless war ein Muss! Was an dieser Sprintkarte speziell war, die Häuser im oliven Gebiet waren nicht auf der Karte, was ein Häuser abzählen, unmöglich machte. Somit war für uns klar, dass auch im Sprint das Distanzgefühl sehr wichtig sein wird. Wir erwarteten einen sehr schnellen Sprint mit kurzen Entscheidungs- und Reaktionszeiten. Am Abend fand die Rangverkündung der Masters und die Eröffnungsfeier auf dem Stadtplatz statt.

Dann begann die ersten U23 WM richtig. Wir gingen genug früh in die Quarantäne, suchten uns ein schattiges Plätzchen und schon ging es auch los mit dem Sprint. Das Rennen fand in einem kleinen Dorf statt, in dem es vor allem grosse Wege gab. Der Sprint war sehr schnell, aber einfacher als erwartet. Das Rennen war ziemlich knapp ausser dem 1. Platz, Vojtech Ludvik aus Tschechien gewann mit 42 Sekunden Vorsprung. Auf dem 10. Rang platzierten sich gleich 5 Athleten mit der gleichen Zeit. Uns gleang eine super Teamleistung in den U23 Kategorien. Lena wurde starke 7. und Noah (6.), Silas (7.) und Flurin (8.) klassierten sich alle hintereinander. Anschliessend fuhren wir zurück und bereiteten uns sogleich auf das Langdistanz Rennen vor.

Für die Langdistanz stellten wir uns auf ein langes und hartes Rennen ein. Was noch dazu kam war die Hitze, es waren wieder bis zu 35 Grad gemeldet. Auch dort ging unsere Taktik, frühzeitig in die Quarantäne zu gehen, auf. Wir konnten uns einen Platz unter einem Baum sichern. Wir nahmen extra einen Kanister mit nicht trinkbarem Wasser mit, um unsere Trikots und uns selber nass zu machen. Es wurde tatsächlich eine harte Langdistanz, aber auch eine Spannende mit verschiedenen Teilen, wo es teilweise sehr diffus war, gerade auch mit den Abzweigungen, die nicht immer gut sichtbar waren. Aber man konnte natürlich auch bei den Routenwahlen viel Zeit liegen lassen. Wir hatten im Grossen und Ganzen gute Rennen, besonders unsere Lokomotive Silas, der sich Bronze sicherte. Auch Noah fuhr ein gutes Rennen und sicherte sich den starken 4. Rang. Auch sonst brachten wir solide Rennen ins Ziel, jedoch beeinträchtig durch Defekte und Krämpfe. Als die Hälfte aller Athleten im Ziel war begann es zu Winden und gegen Ende des Rennens sogar zu Regnen. Dies machte dann das Warten weniger angenehm. Anschliessend ging es nach Hause, um uns auf die Staffel vorzubereiten.

Jetzt war er schon da, der letzte Tag, das letzte internationale Rennen der Saison. Es war gerade mal noch halb so warm wie am Tag vorher, zudem windete es mit bis zu 100 km/h. Einige Athleten wechselten am Abend vorher noch Reifen, weil es nach der Long die ganze Zeit geregnet hatte. Wie sich herausstellte war es sehr viel Wert, mit mehr Profil unterwegs zu sein. Um 9:30 war der Massenstart gesetzt. Wir kamen um 8:15 bei der Quarantäne an und es windete so stark, dass 2 bis 3 Stunden draussen warten, sehr mühsam gewesen wäre. Jemand von uns meinte als Witz “wir können ja mit dem Auto in die Quarantäne”. Chrigä meinte sie könne es mal probieren zu fragen. Der Organisator erlaubte es tatsächlich, so fuhren alle Teams mit den Bussen und Autos in die Quarantäne. Natürlich war da die Kontrolle der Handys in der Quarantäne praktisch nicht mehr möglich. Aber da das GPS eh nicht funktionierte war es nicht so ein Problem. Lena und Chrigä bereiteten sich auf den Massenstart vor. Wir konnten dank der Hilfe von Chrigä zwei Teams stellen: TEAM 1 Christine Schaffner, Noah Rieder, Silas Hotz. TEAM 2 Lena Hofer, Flurin Schnyder, Adrian Jäggi. Das Rennen hat sehr Spass gemacht, es war nass und rutschig was auch zu Stürzen und Defekten führte; davon mussten leider beide Teams einstecken. Lena hatte auf der ersten Strecke Probleme mit ihrer Schaltung, und hatte entsprechend Rückstand im Ziel. Silas musste auf Diplomkurs aufgeben, da sein Wechsler abgerupft wurde, da es viel Fallholz auf den Schneisen hatte. Das Zweite Team konnte sich dank einer Aufholjagd von Adrian den 10. Nationenrang sichern. Somit war es nicht der Abschluss, den wir uns gewünscht hatten, wir konnten jedoch auf super Wettkämpfe zurückschauen. Anschliessend war die Rangverkündigung des Gesamtweltcups. Simi konnte sich den 5. Rang bei den Elite schnappen. Silas wurde 4. bei den U23 und Noah holte in seinem ersten U23 Jahr schon den 6. Platz. Lena konnte sich bei den U23 Frauen den 8. Platz sichern.

Am Nachmittag hatten wir noch genug Zeit, um gemütlich unsere Sachen zu packen, bevor es dann los ging mit dem inoffiziellen Bankett. Normalerweise enden unsere Berichte hier, aber wir Überspringen ein paar Stunden und fahren dann los in Richtung Sofia, wo wir noch eine Nacht verbrachten, bevor wir am Dienstagmorgen wieder zurück in die Schweiz flogen. Als wir im Hotel direkt beim Flughafen ankamen, machten alle kurz einen Nachmittagsschlaf, bevor wir dann mit Taxis in die Innenstadt fuhren. Dort gingen wir göttliche Burger essen und zum Dessert gab es Torten aus einem Cake-Shop. Anschliessend schlenderten wir noch durch die Stadt und sahen uns die verschiedenen Sehenswürdigkeiten an. Bevor es dann mit dem Taxi und 140 km/h zurück ins Hotel ging. Ohne Witz unser Chauffeur fuhr 140 Stundenkilometer in der 80er Zone. Aber eben wir sind ja in Bulgarien, dort wird alles ein bisschen lockerer gesehen. Umso besser war dafür die Organisation des Welcupfinals in Bulgarien, wir konnten spannende und faire Rennen fahren. Auch dank der grandiosen Betreuung von Schaffner’s. Merci Chrigä! Merci Beat!

Fotos: Beat Schaffner, Vladislav Rusev, Göllner Pàl