Voller Vorfreude trafen sich 4 ambitionierte AthletInnen am 09.07. in Basel am Bahnhof und traten die Reise nach Schweden an. Mit dem ICE ging es nach Hamburg, wo wir in den Nachtzug nach Stockholm umstiegen. Erschöpft schliefen wir ein und wachten am nächsten Morgen auf – etwa 100km ausserhalb von Hamburg. Der Zug stand in der Nacht mehrere Stunden still und hatte sich dadurch ordentlich Verspätung eingehandelt. Die restliche Reise verlief dann allerdings reibungslos, wenn auch nicht mehr so, wie ursprünglich geplant. So kaamen wir am Abend in Falun an und hatten noch 5 Tage, um in den Wäldern rund um das Wettkampfgelände die letzten Vorbereitungen zu treffen. In den folgenden Tagen stiessen dann auch die restlichen Team-Mitglieder zu uns, welche wegen Job, Familie oder Studium nicht mit dem Zug anreisen konnten. Wir trafen die Trainingswälder genau so an, wie wir sie schon im Trainingslager im Mai erlebten und fanden uns schnell zurecht. Gemeinsam mit der guten Teamstimmung, dem überraschend feinen Hotel-Essen und den erholten Beinen stimmte uns das sehr zuversichtlich. Voller Spannung packten wir unsere Rucksäcke am Vorabend der Mitteldistanz. 

Am folgenden Morgen begaben wir uns in die Startquarantäne, wo die Mehrheit noch bis zum Mittag ausharren musste. Eine entspannende Tichu-Runde half, das Warten etwas erträglicher zu machen. Als wir nach dem Warm-up endlich aus dem Startgatter sprinten durften, merkten wir schnell: Die Kartenzeichner und Bahnleger haben einen super Job gemacht! Selten zuvor, konnte ich eine Karte so gut lesen und interpretieren und die Routenwahlen waren alles andere als klar. Voll fokussiert surften wir über die sandigen Pisten dem Ziel entgegen. Flurin erreichte dabei den sensationellen 2. Platz bei den Junioren. Nach dem Rennen blieb dennoch nicht viel Zeit zum Feiern, denn bereits am Tag drauf war die Staffel, die wir noch fertig vorbereiten mussten. 

Auch am Morgen der Staffel ging alles Schlag auf Schlag: Ankommen in der Arena, Anschauen des Übergangs und des Zieleinlaufs, Warm-Up für Adrian und schon kam der Massenstart. Während Adrian unterwegs war, startete auch Arianna für die Frauen-Staffel. Adrian und Ich machten je einen unnötigen Fehler und fuhren den Rest des Rennens souverän. So konnte Simi an fünfter Stelle ins Rennen starten. Es folgte eine Schlussstrecke voller unerwarteten Wendungen. Viele Fahrer machten Fehler, drehten um, blieben stehen oder fuhren falsch – alle ausser Simi, der dank seiner langjährigen Erfahrung genau wusste, wie er sich zu verhalten hatte. Währenddessen machte sich das Schweizer Team und alle Schweizer Fans beinahe in die Hose vor Aufregung. Bis schlussendlich Simi an zweiter Stelle aus dem Wald zu fahren kam. Und das sogar völlig ungefährdet, sodass wir jubelnd zu dritt die Ziellinie überqueren konnten. Bald darauf kam auch das Frauenteam ins Ziel und wurde noch einmal kräftig angefeuert von den sowieso schon euphorischen SchweizerInnen auf ihrem Weg zum 12. Rang!

Das Herrenteam, nach Simi’s Zieleinfahrt

Nach einem solchen Tag waren die Beine langsam ein wenig müde, aber für eine Langdistanz sollte die Energie noch reichen. So standen wir auch am nächsten Morgen motiviert auf und begaben uns ans Zmorge-Buffet, wo wir diesmal extra viel Porridge verdrückten. In der Quarantäne angekommen, gingen alle ihren gewohnten Vorbereitungen nach, legten Dinge bereit, assen noch ein wenig mehr, oder zogen sich um. Ein/e AthletIn nach der anderen wurde am Vorstart aufgerufen. Die Langdistanz, die uns erwartete war phänomenal! Kurze Verschieber in feinen, aber schwierigen Trailnetzen wechselten sich ab, mit ultralangen Routenwahlen, wo man einfach nur möglichst fest in den Übersäuerungs-Apfel beissen musste. Es erstaunt kaum, dass unser junger Herkules, Flurin, seine Legs voll auspackte und sich damit die Bronze-Medaille erkämpfte. 

Flurin, an der Flower-Ceremony nach der Langdistanz

Gut, dass am vierten Tag kein Wettkampf anstand. Wir waren alle froh, um einen Ruhetag. Genutzt wurde der Ruhetag für Kartenstudium, für einen Recovery-Ride entlang der Grenze vom Sprint-Sperrgebiet, und auch zum Schlafen. 

Mit neuer Kraft starteten wir in den Sprint-Tag. Die Quarantäne kannten wir schon von der Langdistanz, und das lange Warten kannten wir schon von der Mitteldistanz. Natürlich war also wieder Tichu spielen angesagt, bis sich die ersten auf den Weg machen mussten. Kurz und heftig war der Sprint. Sehr physisch, sehr deutliche Geländewechsel, die auch Tempoanpassungen erforderten, und die Leichtgewichte mussten sich bis zum Schluss gedulden, wo sie ihre Bergauf-Stärke am Skihügel dann doch noch ausspielen durften. Erneut fuhr Flurin allen davon – naja, fast allen: Der Schwede Felix Silver gewann Gold und schlug Flurin als einziger. Weniger glücklich war leider Simi, als er mit dem Tschechen Vojtech Ludvik ins Ziel gehumpelt kam. Die beiden crashten frontal ineinander und mussten beide aufgeben. Als wir später am Nachmittag das Video des Crashs sahen, wurde allen klar, man von ganz grossem Glück im Unglück sprechen muss, dass “nur” Bikes zu Schaden kamen und die Athleten keine schlimmen Verletzungen davon trugen. 

So stand Simi auch für das abschliessende Massenstart-Rennen pünktlich auf der Startlinie. Vojtech auch, wenn auch nicht mehr mit seinem eigenen Bike. Direkt nach dem Startschuss knallte es dummerweise noch ein zweites Mal. Im heltischen Feld hatte es einen Crash gegeben, in dem leider auch Adrian verwickelt war. Simi und Ich hatten mehr Glück und befanden uns bald an der Spitze des Feldes. Jedoch noch vor dem ersten Posten wurden die Positionen unübersichtlich, wegen verschiedenen Gabelungen und Routenwahlen. Das Gebiet war super geeignet für ein Massenstart-Rennen. In den Hügeln gab es viele Langlauf-Loipen, welche im Sommer teilweise Kieswrge,  Wiesen mit kleineren Trails drauf, aber manchmal auch Teerstrassen sind. Zusätzlich war das komplette Gebiet von Bike-Trails durchzogen. Dementsprechend kamen stets aus allen möglichen Richtungen FahrerInnen, in allen möglichen Geschwindigkeiten angerauscht. Routen trennten sich und schlossen sich wieder zusammen, manchmal mit deutlichen Zeitunterschieden, manchmal exakt genau gleich schnell. Die Kirsche auf der Torte war da die letzte der 3 Schlaufen, welche noch viel feiner gezeichnet war und uns im Massstab 1:5000 gegeben wurde. Wir alle wussten im Voraus, dass es absolut entscheidend sein würde, dort keine Fehler mehr zu machen. Im Wettkampfstress war das aber sooo viel einfacher gesagt als getan… Simi fand zwar alle Posten auf Anhieb, traf aber eine schlechte Routenwahl und wurde dadurch noch von Christof Bogar überholt. Dennoch fuhr er als Vierter über die Ziellinie. Keine Selbstverständlichkeit, nachdem er mit ordentlich Respekt vor einem erneuten Crash ins Rennen startete und sich wohl noch nicht völlig wohl fühlte. 

Was sich nach dieser Woche auf jeden Fall sagen lässt: Es gab Grund zum Feiern! Keine Verletzungen, alle Bikes noch grösstenteils ganz, mehrere Medaillen von Flurin, die Staffelmedaille der Herren-Staffel und persönliche Bestleistungen von fast allen aus dem Team!

Und so taten wir am letzten Abend genau das. Wir feierten eine unglaubliche WM-Woche mit vielen Hochs, einigen Tiefs und dem besten Team das man sich wünschen könnte. Vielen vielen Dank an Chrige und Gion Schnyder für die fabelhafte Betreuung und das ausgezeichnete Coaching in jeder Situation! Danke für eine unvergessliche WM.

Team-Foto, im Hintergrund die Skisprungschanze